Die Aareal Bank lebt von der langjährigen Expertise ihrer Mitarbeiter. Gleichzeitig ziehen wir immer mehr jüngere Kolleginnen und Kollegen an. Zum Jubiläum haben wir Erfahrung und Jugend miteinander ins Gespräch gebracht. Was können verschiedene Generationen voneinander lernen, wie gehen wir miteinander um? Und warum sind beide Erfahrungswerte für unsere Zukunftsfähigkeit in den nächsten 100 Jahren wichtig?
Jean Meaudre arbeitet seit 21 Jahren für die Aareal Bank, derzeit als Director France, Belgien Luxemburg im Euro-Hub Paris. Florian Kern ist seit knapp vier Jahren im Hotel Properties Team in Wiesbaden. Ein Gespräch über die Wichtigkeit von Kontinuität und Wandel
Redaktion: Jean Meaudre, Florian Kern, unser heutiges Gespräch könnte man mit “jahrzehntelange Erfahrung trifft jugendlichen Elan“ überschreiben. Jean, wie sind Sie zur Aareal Bank gekommen?
Jean Meaudre: Gerne, denn meine Geschichte passt sehr gut zum 100-jährigen Jubiläum. Ich habe 2002 in der damaligen belgischen Niederlassung in Brüssel angefangen und brachte bereits rund 10 Jahre Erfahrung in der Immobilienfinanzierung mit. Zu diesem Zeitpunkt war gerade im Rahmen des Projekts „Twins“ aus dem Vorgängerinstitut Depfa Bank die Aareal Bank entstanden. Zum ersten Mal in Wiesbaden war ich beim großen Aareal Bank Fest am 27. September 2002. Das war sozusagen für uns beide, die Bank und mich, der Beginn eines neuen Kapitels. Die Bank war gerade dabei, ihre Aktivitäten im Ausland auszubauen - Belgien startete nur einige Jahre zuvor und hatte sich gerade durch die Übernahme des Kreditportfolios der Anhyp erweitert. Die Herausforderung für uns in Belgien bestand darin, unsere Marktnische zu finden und ein starkes Portfolio aufzubauen. Innerhalb weniger Jahre ist es uns gelungen, dem Namen Aareal in Belgien branchenweit hohe Bekanntheit und Renommee zu verleihen.
Redaktion: Florian Kern, Sie kamen 2019 ins Hotel Properties Team der Aareal Bank. Erinnern Sie sich auch noch an Ihren ersten Tag in Wiesbaden?
Florian Kern: Ich weiß noch genau, wie herzlich ich aufgenommen wurde, wie unkompliziert der Einarbeitungsprozess war und auch wie komplex mir das Geschäft damals noch erschien. Das Hotel-Team ist sehr jung, multikulturell und ich habe Kolleginnen und Kollegen aus zahlreichen verschiedenen Ländern. Als „Quereinsteiger“ aus dem Hotelbusiness habe ich mich sofort wohl gefühlt. Gleichzeitig hat mich die professionelle Arbeitsweise sehr beeindruckt und ohne meine erfahreneren Kolleginnen und Kollegen hätte ich mich in unseren recht ausgefeilten Finanzierungsstrukturen nicht zurechtfinden können. Wir arbeiten an sehr komplexen Finanzierungen mit Investoren aus aller Welt, die dasselbe Qualitäts- und Serviceniveau erwarten, dass sie von einer großen Investmentbank erhalten würden. Entsprechend hoch ist die im Team gebündelte Expertise und wir haben es geschafft, in unserem Sektor führend zu bleiben. Davon habe ich sofort profitiert, weil die interne Weitergabe dieses Wissens durch die flachen Hierarchien und den starken Teamgeist sehr gut funktioniert – das ermöglicht es uns, hervorragende Ergebnisse zu erzielen.
Redaktion: Welche besonderen Momente fallen Ihnen ein, wenn Sie heute persönlich zurückblicken?
Jean Meaudre: Sehr prägend für mich war die Finanzkrise 2007/2008. Wir kamen in Brüssel aus einer erfolgreichen Phase des Aufbaus und der Neuakquisition, und praktisch über Nacht mussten viele Verträge neu bewertet werden. Was uns dabei sehr geholfen hat, waren die flachen Hierarchien und kurze internen Wege. Von den Juristen über das Risk Management bis zu den Markt- und Branchenspezialisten arbeiten alle sehr fokussiert und auf Augenhöhe zusammen. Man kennt sich, man vertraut sich und man unterstützt sich gegenseitig, wo immer man kann.
Florian Kern: Das deckt sich genau mit meiner Erfahrung, wobei mein Schlüsselerlebnis der Beginn der Pandemie Anfang 2020 war. Gerade Hotelbetreiber waren durch die Lockdowns und Reisebeschränkungen mit großen Unsicherheiten konfrontiert. Ich erinnere mich noch, wie unsere Telefone fast im Minutentakt klingelten. Wir haben viele intensive Gespräche mit unseren Kreditnehmern geführt und konnten geeignete Lösungen finden, um sie durch diese schwierige Zeit zu bringen. Da wurde mir klar: Erfahrung wächst nicht nur aus fachlicher Expertise, sondern auch aus dem Bewusstsein, schon einmal schwierige Situationen gemeistert zu haben.
Redaktion: Werfen wir nun einen Blick in die Zukunft. Da die MIPIM, das traditionelle Branchentreffen, im März in Cannes wieder stattfindet, wollten wir Sie fragen: Welche Trends erwarten Sie für die Zukunft?
Jean Meaudre: Die MIPIM ist seit jeher ein fester Bestandteil meines Terminkalenders, denn es ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Die Rückkehr zur Normalität ist derzeit unverkennbar, aber als „neue Normalität“ mit Telearbeit und hohen Zinsen. Auf dem Investitionsmarkt beobachte ich derzeit noch eine abwartende Haltung; gleichzeitig boomt vor allem die Hotellerie, insbesondere jene, die während Corona neue Investitionen getätigt haben. Nachhaltiges Reisen oder neue Wohnkonzepte wie Co-Living werden uns in den nächsten Jahren Chancen eröffnen, unser Portfolio weiter auszubauen.
Florian Kern: Ich teile Jeans Ansicht über die grundsätzliche Markentwicklung: Die Zeit ist reif für mutige Ideen. Mit unserem hundertjährigen Bestehen sprechen wir über einen Zeitraum von 100 Jahren, und Jean war in der glücklichen Lage, 20 davon selbst mitzugestalten. Wenn ich ihm zuhöre, wird mir klar, dass die Bank schon immer bereit war, nach vorne zu schauen und sich zu verändern. Diesen Spirit sollten wir weiter pflegen. Noch vor ein paar Jahren wurden Ideen wie Uber, Airbnb oder N26 belächelt und in Frage gestellt – gerade in Deutschland. Doch heute sind sie nicht nur Realität, sondern gestalten die Zukunft ihrer Branchen. Dieses Tempo der Veränderung wird sich fortsetzen, wenn nicht sogar verstärken. Ich bin mir sicher, dass wir nicht nur vorbereitet, sondern der Zeit voraus sein müssen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das die Bank in den letzten Jahren so erfolgreich gemacht hat und Innovation, Aufgeschlossenheit, Flexibilität und Geschäftssinn den Kern unserer DNA ausmachen.
Jean Meaudre: Das sehe ich genauso. Wir werden mit unseren gut strukturierten, sehr funktionalen und schlagkräftigen Teams auch weiterhin im Konzert der Großen mitmischen. Das ist für mich die DNA der Aareal Bank.